Die wahren Gefühle hinter dem Lächeln

Fabian Lehner berichtet über die Wochen der Arbeit auf der Isolierstation

Ein Interview vom 28. April 2020

Sie vermitteln Nähe in der Zeit des Abstands: Pflegemitarbeiter geraten wie viele andere in der Corona-Krise an ihre Grenzen. So auch eine Pflegefachkraft im Theresianum. Ehrliche Worte über Wochen auf Isolierstation.

Homeoffice? Das geht für manche, aber längst nicht für viele. Fabian Lehner (33) arbeitet seit zwei Jahren im Alten und Pflegeheim Theresianum, das positiv getestet wurde – und hatte es wie so viele andere nicht leicht.

Der Gesundheits- und Krankenpfleger erinnert sich zurück an den 01. April 2020, er hatte frei und erhielt abends einen Anruf mit den Worten „Fabian, jede Hand wird gebraucht, wir müssen eine Schleuse und Isolierstation bauen. Einige Bewohner zeigen Symptome“
Der 01. April endete für ihn um ca. 23 Uhr nachdem 6 Bewohner umgezogen und eine Isolierstation erstellt wurde. Zum besseren Verständnis: Das Theresianum besteht aus 3 Stockwerken, jedes Stockwerk ist ein Bereich. Im Erdgeschoss wurde ein Teil abgetrennt und Isolierstation. Symptom behaftete erkrankte Bewohner aus dem ganzen Haus wurden im Erdgeschoss isoliert.
„Man muss nicht nur die Person im Bett umziehen, sondern mit Inventar, soweit es geht.“ Denn die Menschen bräuchten Telefon, Fernseher und persönliche Gegenstände. Durch den Katastrophenschutz wurde das Haus unterstützt und damals mit ausreichend Schutzkleidung ausgestattet, so dass sich die Mitarbeiter ohne großes Ansteckungsrisiko um die alten Menschen kümmern können.
Als die ersten positiven Befunde vorlagen wurde noch eine zweite Isolierstation geschaffen und somit wurden praktisch alle bestehen Abläufe im Erdgeschoss durcheinandergewirbelt. Problematisch waren auch die positiven Befunde bei den Kollegen. „aus dem Kernteam im Pflegebereich Erdgeschoss waren nur noch 4 oder 5 Kollegen im Dienst“, der Rest wurde durch die Kollegen aus den anderen Pflegebereichen ausgefüllt. Die Herausforderung aus dem „völligen Chaos“ wieder ein Team mit Abläufen, klaren Strukturen und Regeln zu schaffen musste sich das neu zusammengewürfelte Team ohne Wohnbereichsleitung stellen. Die pflegerische Versorgung sollte weiterhin dem hausüblichen Standard entsprechen.
Anfangs war das schwer umsetzbar aufgrund „tausender Nebenaufgaben“.

„Die Bewohner im Geronto-Psychatrischen Bereich im Erdgeschoss verstanden diese Problematik und die beschlossenen Maßnahmen oft nicht. Wir versuchten trotzdem, es ihnen irgendwie zu erklären und verständlicher zu machen.“ Es fehlten die bekannten Ansprechpartner im Pflegebereich und Bewohner kennen die anwesenden Pflegekräfte nicht, oder ERkennen sie nicht durch die Schutzkleidung.
„In den ersten 14 Tagen klingelte das Telefon minütlich“. Aufklärung von Angehörigen, Informationen für Hausärzte, Rücksprachen mit dem Gesundheitsamt und die Koordination mit den anderen Bereichen im Haus wie Küche, Wäscherei und Hauswirtschaft.
Lehner gibt zu, dass die damalige Situation stark an den Nerven zehrte. Beinahe stündlich änderte sich die Sachlage „man konnte nur von Stunde zu Stunde, höchstens von einer Schicht zur nächsten planen denn am nächsten Tag konnte die Situation im Bereich schon wieder eine völlig andere sein“) und die Zusammenarbeit war ein sehr enges emotionales Miteinander auf hohem professionellem Level.

„Als Pflegekraft lächelst du immer. Du machst deine Späße mit den Pflegebedürftigen und den Kollegen.
„Wir schenken uns Mut, weinen auch mal, aber lächeln im nächsten Moment wieder. Anders geht es nicht.“

Zur psychischen Belastung kommt die körperliche. 10-12 Stunden Arbeitsschichten waren nicht geplant, konnten aber gerade in der Phase der Bewohnerumzüge „normal“ sein- und das unter verschärften Arbeitsbedingungen. Allein das Anziehen der Schutzkleidung dauert bis zu 10 Minuten. „Es ist sauheiß unter den Masken und den Schutzanzügen, man schwitzt permanent. Und das Atmen fällt auf Dauer sehr schwer“.
Auf der Isolierstation sind Schutzmasken mit mind. FFP2-Standard Pflicht, darüber zieht Lehner eine Art Schutzbrille. Um das Risiko einer Schmierinfektion zu minimieren, ziehen alle mehrere Paar Handschuhe übereinander an.
Auch beim Ablegen der Ausrüstung müssen die Pflegkräfte konzentriert sein, damit sie sich nicht mit dem Virus anstecken. „Angst vor Covid19 ist das falsche Wort, Respekt schon eher“ meint Lehner. Covid-19 war anfangs wie eine der anderen Bakteriellen- oder Viruserkrankungen, die besondere Schutzmaßnahmen erfordern für ihn, die Pflegeheime gerne heimsuchen: z.B. Norovirus, MRSA, Clostridien
Als er allerdings die Symptome bei den betroffenen Bewohnern/innen miterlebte, hatte er einen „Heidenrespekt“.
Auch das Sterben unter einer Covid-19 Erkrankung ist anders, an dieser Stelle im Interview ringt der Pfleger sichtlich mit sich.
„Solche Erlebnisse kann man kaum auf der Station zurücklassen, sie arbeiten auch nach Feierabend im Kopf weiter. Jeder von uns hat seine eigene Strategie, damit umzugehen“, aber Lehner kann Zuhause Kraft tanken.

„Ich möchte einfach Danke sagen:
meiner Freundin (für den Rückhalt trotz langer Arbeitstage), meiner Familie (für die lieben Worte aus der Heimat) und meinen Kollegen (die gemeinsam mit mir weiter durchhalten) aber auch allen, die das Leben gerade am Laufen halten.“
Lehner dankt auch dem gesamten Organisationsteam im Theresianum die „beeindruckend schnell“ sehr schwierige Entscheidungen treffen mussten.
Aber auch Kleinigkeiten von außen hat er wahrgenommen: Kaffee- und Sachspenden, Getränkelieferungen, der Essenzuschuss für alle Mitarbeiter im Theresianum vom Freistaat Bayern, das leckere Gebäck der Bäckerei Reicherzer.

„Diese Situation ist sicher eine der intensivsten Erfahrungen in meiner bisher 15 jährigen Pflegekarriere“

„Nicht zu wissen, was mit den Bewohnern ist, fand ich schrecklich“

Berufshosen bügeln wurde zur Lieblingsbeschäftigung von Anett Menzel

Interview vom 17. August 2020

Die Betreuungsleitung im Theresianum berichtet von völlig neuen und fremden Aufgaben, dem Teamzusammenhalt, einem neuen Team und der Kommunikation.

Der 13. März veränderte das Aufgabengebiet der zehn Betreuungskräfte im Theresianum. Die überwiegenden Teilzeit-Mitarbeiter der Betreuung unterstützten die Hauswirtschaft, weil dort die Stationsassistenten nur bereichsbezogen arbeiten durften und so nicht genügend Assistenten zur Verfügung standen. Die Flächendesinfektion musste drei mal täglich von der Hauswirtschaft durchgeführt werden und entsprechend gern war die Unterstützung der Betreuungskräfte gesehen.
Aus der Unterstützung wurde eine „Übernahme“ der hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Nach den positiven Befunden bei den Bewohnern am 01. April wurden zudem alle Betreuungstätigkeiten eingestellt.

„Dann ging alles sehr schnell“ berichtet Anett Menzel (39) rückblickend. Drei Mitarbeiter der Wäscherei wurden positiv getestet oder fühlten sich krank, darunter auch die stellv. Hauswirtschaftsleitung. Quasi über Nacht wurde die Leitung der Betreuung zur Leitung der Wäscherei nominiert.
„Völlig neue Aufgaben“ erinnert sich Menzel, „welcher Trockner hat welches Programm“, wie sind die Abläufe in der Wäscherei? Und was ist zu tun, wenn Schaum aus der Waschmaschine quillt, und du „ganz allein in der Wäscherei stehst“.
Die gebürtige Thüringerin schrieb wochenweise die Dienstpläne für die Hauswirtschaft und erhielt somit ein neues Team. Ihr bisheriges Team, die Betreuungskräfte, versuchte sie weiterhin zusammenzuhalten und zur Seite zu stehen.
Schwierig war der Informationsfluss, welcher Bewohner positiv oder neg. getestet wurde, diese Information erhielt die Wäscherei sehr zeitvorzögert.

Die Verabschiedung von verstorbenen Bewohnern ist im Normalfall ein festes Ritual, zu Corona Zeiten) wurde das Eigentum des verstorbenen Bewohners zusammengepackt und in Kisten in den Carport gestellt. „Die Entscheidung zur Verabschiedung wurde einem in dieser Form abgenommen, das war schwer“.

Besonders positiv nahm sie Geschäftsführer Armin Seefried wahr, der täglich mit einem Lächeln in den Bereichen persönlich vorbeischaute. „Das fand ich schön“. Auch Pflegedienstleiterin Daniela Stark hatte immer ein offenes Ohr und nahm sich Zeit.

Privat erlebte die Mutter von zwei Kindern viel Rückhalt von ihrer Familie, hatte aber viel Angst ansteckend oder übertragend zu sein. Positiv findet Menzel, dass ihr Mann und die Kinder sich viel näher kamen, auch wenn es dazu eine Findungsphase gab.

Ab Mai kam schleichend die Übernahme von Einzelbetreuungen. Bis heute sind Gruppengrößen von nur 6 Bew. erlaubt.

Nachdem die Krankenschwester bei den Rückumzüge der Bewohner mitgeholfen hat ist sie mittlerweile im sogenannten Besuchsdienst gelandet. Täglich öffnet das Theresianum für 90 Min und der Besucherfluß muss koordiniert werden. Dafür sind drei Mitarbeiter nötig.
Als Chance sieht Menzel Abläufe von Beginn zu ändern. Damit ist gemeint, dass z.B. die Frühstücksrunde bei den Bewohnern nun auch auf den restlichen Bereichen eingeführt wird. Bislang ist die Runde nur im Gerontopsychiatrischen Bereich.
„Laut Heimvertrag muss die Wäsche bestimmte Kriterien erfüllen, z.B. keine Seide etc, darauf muss in der Zukunft viel mehr geachtet werden“. Auch einige praktische Abläufe stellt sie in Frage.
Die Frage was sie rückblickend am besten fand beantwortet Menzel: „Ich fand es so toll, die Berufswäsche, genauer die Hosen, zu bügeln“ und „das Miteinander während der Corona Infektion, sowie die Mittagsversorgung, auch wenn es ihr nicht immer geschmeckt hat.

„Ich war eigentlich Mädchen für alles, es musste irgendwie laufen“

Karin Jansen in kompletter Schutzkleidung als Stationsassistentin

Interview vom 24. August 2020

Karin Jansen aus der Betreuung über ihr Betriebsjubiläum, ein neues Aufgabengebiet in voller Schutzkleidung und Nachbarn, von denen sie gemieden wurde

Karin Jansen (50) feierte am 01. April ihr 10jähriges Betriebsjubiläum. Dieses Jubiläum ging aber mit Ausbruch der Covid-19 positiven Fälle im Theresianum regelrecht unter. Die Betreuung wurde per Anordnung ausgesetzt und Jansen erhielt ein neues Aufgabengebiet als Stationsassistenz und Unterstützung in der Wäscherei. Beide Bereiche waren durch positive Covid-19 Fälle ausgedünnt.
„Als Stationsassistenz musst du nach einer genauen Routine arbeiten, Getränkespender waschen, Saft herrichten, Geschirr waschen und so was“ erzählt sie. Es war ihr ganz Recht in dem Bereich zu arbeiten, in dem sie normalerweise auch die Betreuung macht.
„Die Bewohner waren beunruhigt, als sie die Umzüge von Möbel und Hab&Gut gesehen haben. Das Eigentum der anderen Bewohner wurde durch den Garten transportiert und von Männer und Frauen in voller Schutzkleidung“. Natürlich hat sie auch als Stationsassistenz Gespräche mit den Senioren geführt, Betreuungsarbeit war das aber nicht.
Nach einiger Zeit wurde sie in die Isolierstation als Stationsassistenz versetzt. „Eigentlich ist dir von Tag zu Tag gesagt worden, wo du arbeitest“. Aber es war nötig zu helfen, wo es brennt. Auf der Isolierstation war genügend Schutzkleidung vorrätig, aber mit dieser zu arbeiten war irre anstrengend. Regelmäßig musste sie an die frische Luft, auch weil die Schutzbrillen innen ständig beschlugen. Auch das Arbeiten unter Zeitdruck führte dazu, dass sie in dieser Zeit 8 kg abgenommen hat.
„Ich hatte schrecklich Angst mit anzustecken mit dem Virus“ und diese Angst ging so weit, dass sie die Toiletten der Einrichtung nicht mehr genutzt hat. Das kann man ganz gut verdrücken berichtet sie rückblickend und lächelt dabei.

Privat hatte sie das Gefühl von Nachbarn gemieden zu werden. Über die Situation im Theresianum wurde von den Tageszeitungen ja täglich berichtet. Auch mit Fragen wie „Stimmt das, was man da liest“ wurde sie konfrontiert. „Das war belastend für mich“ und schön wäre ein wenig Ablenkung gewesen. Abends hatte sie keine Nerven für nichts, das Fernsehen hat sie nur noch mehr aufgewühlt.
Positiv nahm sie Geschäftsführer Seefried wahr, der täglich Brezen in allen Bereichen zum Frühstück brachte. Vermisst hat sie aber ihre Teamkollegen aus der Betreuung, die sich nur mal kurz im Garten sahen. Es durfte auch keine Vermischung die Bereiche stattfinden.
Ende Mai ging die Betreuungsarbeit wieder los. Hauptsächlich hat Jansen dann Gespräche geführt über ganz Alltägliches mit den Senioren. „Die Defizite sind mir extrem aufgefallen, z.B. wurden Bewohner bettlägerig, die zuvor schlecht gelaufen sind“. Auch der Gewichtsverlust war bei einigen deutlich zu sehen.
Nun betreut sie also mit Mund-Nasen Schutz und ist viel im Garten unterwegs, geht spazieren mit den Bewohnern oder führt eine Frühstücksrunde mit viel Abstand durch.
Auf die Frage, was die stärkste Herausforderung war antwortet die Mutter zweier erwachsener Kinder: „ich musste die Bewohner auf Abstand halten, obwohl die eigentlich Zuneigung gebraucht hätten“.
„Und ich weiß bis heute nicht, ob ich mich mit dem Virus angesteckt habe“, getestet wurde sie nur einmal im Haus. Damals war das Testergebnis negativ, aber es gab keine weitere Testaktion während ihrer Arbeit auf der Isolierstation.
Verbesserungspotential sieht sie in der Telefonanlage, denn es fehlen Telefone. „Die ersten Masken (FFP2) haben mich fast wundgescheuert“, dann gab es aber Nachschub von anderer Qualität. „Und schlimm ist auch der Geruch vom Desinfektionsmittel“, der bei der Flächendesinfektion permanent in der Luft lag“.

Zum 10jähriges Betriebsjubiläum hat sie mittlerweile ihr Geschenk erhalten und für die nächsten 10 Jahre wünscht sie sich keine Viruserkrankung in dieser Dimension.

Widerspruch im Leitbild

Verwaltungsleitung Birgit Wolf

Interview vom 17. August 2020

Die Verwaltungsleitung im Theresianum berichtet von turbulenten Zeiten für das Theresianum, Respekt vor den Pflegemitarbeitern, Dankbarkeit für Katastrophenschutz und dem Träger und mehr Zeit im Privatleben.

„Erschreckend, wie schnell Corona kam“ beginnt Birgit Wolf (63), Verwaltungsleitung ihre Erzählung über die Monate im Frühjahr 2020.
Nach dem Bekanntwerden der positiven Fälle wurde auch die Verwaltung (Buchhaltung und Personalverwaltung) durcheinandergewirbelt. Die Mitarbeiter im Gemeinschaftsbüro arbeiteten im „Schichtdienst“, um sich so wenig wie möglich im Büro zu begegnen, der Gang auf die Pflegebereiche oder zum Speisesaal war nicht mehr möglich.

„Ich fand es äußerst schlimm, dass die Infektion gerade im Gerontophsychiatrischen Bereich ausgebrochen war, da diese Bewohner um ein Vielfaches mehr Hilfsbedürftig sind wie die anderen Bereiche“. Der Ausbruch kam sehr schnell, trotz erhöhter Hygienemaßnahmen und verbindlichem Schutzkonzept. Die hohe Infektionszahl hat sie sehr beschäftigt, auch nachts.
Größten Respekt zollt sie den Pflege Mitarbeitern, die allesamt freiwillig in voller Schutzkleidung im Infektionsbereich ihren Dienst machten. Und dabei nicht auf die Uhr schauten.

„Das macht das Theresianum aus, wenn´s brennt, spürt man den Zusammenhalt“ resümiert sie. Bereichsübergreifendes Arbeiten wurde praktiziert, jeder half, wo er konnte. So halfen Verwaltungsmitarbeiterinnen auch in der Wäscherei aus.

Mit dem Leitbildsatz 1 „Wir begegnen allen Menschen in unserem Haus mit Respekt“ hatte sie während der Pandemie Probleme. „Denn wenn ein Mitarbeiter voll vermummt zum Bewohner geht, kann ich das nicht mit Respekt bewerten“.
Positiv nahm sie die Mittagsverpflegung vom Freistaat Bayern wahr und die Lieferungen und Unterstützung vom Katastrophenschutz vom Landratsamt Fürstenfeldbruck.
Unterstützungsangebote gab es auch von der TGE und so mancher Anruf „tat einfach nur gut“. Das Dr. Beyer die dringend nötigen FFP2 Masken persönlich geliefert hat, war etwas ganz Besonderes. Auch über das Dankesschreiben an alle Mitarbeiter von Dr. Beyer freute sie sich sehr.

Privat erlebte die Großmutter von 3 Enkeln viel Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft und noch etwas hätte durchaus länger anhalten können: „Durch die leeren Straßen wurde der Anfahrtsweg deutlich reduziert“.

 

Persönlich lieferte TGE Geschäftsführer Dr. Beyer die dringend genötigten FFP2 Masken

„Der erste und letzte Gedanke am Tag ist Corona“

Yvonne Naujokat bei der regelmäßigen Flächendesinfektion

Interview vom 25. August 2020

Yvonne Naujokat, Pflegefachkraft über die vergangenen Monate mit Arbeiten in voller Schutzkleidung, Zusammenarbeit im Pflege Team und auch mit anderen Bereichen, der Verabschiedung von Bewohnern und über eine neue Sensibilität.

Yvonne Naujokat (49) ist stellv. Wohnbereichsleitung im 2. Obergeschoss mit 50 Betten im Theresianum. Sie ist seit acht Jahren im Haus, aber eine derartige Pandemie hat sie in ihrer bisherigen Karriere noch nie erlebt.
„Sehr anstrengend, sehr emotional, sehr arbeitsreich“ beschreibt sie die vergangenen Monate seit der Komplettschließung der Einrichtung bis zur Auflösung der Isolierstation.
„Kein Tag war wie der andere, keine Routine mehr“. Jeden Tag neue Vorschriften und Anweisungen die per Unterschrift zur Kenntnis genommen werden mussten.

Naujokat zweifelte teilweise an sich: „Mach ich das jetzt richtig?“ Gemeint war damit die Frage wie ein Covid-19 Patient richtig behandelt wird. Oder vielmehr wie ein Bewohner mit typischen Symptomen zu behandeln ist. Auf Station wurde viel mehr Wert auf Krankenbeobachtung gelegt, also z.B. erhöhte Körpertemperatur. Im weiteren Verlauf wurde der Arzt verständigt und ein Covid-19 Test angeordnet. Im Verdachtsfall wurde der Bewohner zunächst auf Station isoliert und bei Covid-19 Bestätigung auf Isolierstation verlegt.
„Das war schlimm, der Bewohner fühlte sich vielfach allein gelassen, da kein Besuch durch Angehörige möglich war und er erkannte uns im Vollschutz nicht.“
Fünf Bewohner aus dem zweiten Obergeschoss mussten aufgrund der Symptome verlegt werden. „Wir haben über die digitale Pflegedokumentation mitgelesen, wie es den Senioren geht“. Von zwei Bewohnern musste sich der Bereich verabschieden. Und diese Verabschiedung war hart. Den Menschen nicht mehr zu sehen und nur noch den Besitz in Kisten zur Abholung durch den Angehörigen zu verstauen.

Die Zusammenarbeit im Team war „anders“, jeder hat halt irgendwie funktioniert.

Naujokat stellt fest, dass viele Bewohner während der Komplettschließung der Einrichtung vereinsamt sind im Zimmer. Es gab kaum mehr Nachfragen und manche Senioren sind „völlig abgestumpft“. Manchmal wurde nur mit den Bewohnern im Zimmer gesessen und gemeinsam geweint.
Das wieder aufzuarbeiten ist eine Mammutaufgabe. Dabei helfen vor allem die Betreuungskräfte, die sich Ende Mai wieder ihrer Aufgabe nachgehen dürfen. Aber auch die Ehrenamtlichen Mitarbeiter, die aber bis heute die Einrichtung noch nicht betreten dürfen.
Auch das Aussetzen der Veranstaltungen und traditionellen Feste, die einen Heimalltag begleiten ist nachvollziehbar, fehlt den Senioren aber schon.

Privat konnte die Pflegefachkraft, die seit 27 Jahren im Beruf ist, kaum abschalten. Die Aufarbeitung erfolgte durch die Familie und enge Freunde. „Der erste und letzte Gedanke am Tag ist Corona“.

Positiv nahm sie die Mitarbeiter aus dem „PFLEGEPOOL FÜR BAYERN“ wahr. Eine davon hat sich sogar entschlossen auf 450 € Basis im Theresianum zu arbeiten. Gesponserte Musikkapellen und – gruppen sorgten für Abwechslung.

Die Frage nach dem Verbesserungspotential beantwortet die Mutter zweier Kinder: „Ich bin sensibler geworden und noch aufmerksamer in meiner Beobachtung“. Auch müsste die Kommunikation im Team wieder besser werden. Und auch gegenüber den anderen Bereichen wie Beschäftigung und Küche.
Der Putzdienst muss verbessert werden, da bei den Verdachtsfällen von der Fremdfirma gar nicht mehr geputzt wurde. „Und gerade in den Zimmern ist es doch so wichtig die Reinigung und Desinfektion“. Insofern hat das auch wieder die Pflege übernommen.

„Im Endeffekt muss der Pflegebereich halt alles abfangen“ fasst Naujokat zusammen.

Hermann Schönherr (91) wohnt seit 8 Jahren im Theresianum und berichtet über die letzten Monate

Interview vom 27. August 2020

Hermann Schönherr (91) wohnt seit 8 Jahren im Theresianum und gehört wegen seines Alters und Vorerkrankungen zur Hochrisikogruppe.

„Ich konnte gar nicht verstehen, warum der Staat keine Bevorratung von Schutzmaterial hat“ beginnt der Heimbeiratsvorsitzende im Theresianum seine Erzählung über die letzten Monate.
Die Not in der Einrichtung bzgl. der Schutzkleidung ist ihm aufgefallen, auch wenn sich alle um Normalität gegenüber den Bewohnern bemüht haben.
Die Zimmerisolation kurz vor der Komplettschließung der Einrichtung war gar nicht so hart für ihn, da er sich grundsätzlich viel im Zimmer aufhält. „Schlimm war meine Angehörigen nicht sehen zu können“, auch wenn er Skype nutzt und so mit seiner Tochter im Kontakt stand.
Über den Verlauf der Infektion im Theresianum wurde er über die Tageszeitungen informiert. „Die Pflegekräfte haben sich mit Informationen sehr bedeckt gegeben, aber das war auch klar. Sie wollten keine unnötige Angst schüren“.
Schönherr kam völlig Symptomfrei durch die letzten Monate und auch zwei Covid-19 Test durch den Heimarzt Dr. Freytag waren entsprechend negativ. Darüber war er schon sehr erleichtert.

Fit hielt er sich während der Krise und auch jetzt noch mit fast täglichem Ergometer Training. „20 bis 30 Minuten fahre ich auf Level 3“ berichtet er stolz und lacht dabei. „Ich möchte halt nicht im Rollstuhl landen, daher das kontinuierliche Training.

Die traditionellen Veranstaltungen fehlen schon und dadurch auch der Kontakt zu anderen Bewohnern außerhalb des eigenen Wohnbereiches. „Es war direkt schön, dass Mitte August ein ehrenamtlicher Musikant im Garten war“.

Kritisch sieht er die weitere Ausbreitung des Viruses weltweit. Die Kosten für einen Covid-19 Test sollten Urlauber selbst tragen, und nicht die Krankenkasse.
Die Zukunft? „Wir haben darauf keinen Einfluss. Sobald als möglich sollte ein Normalzustand erreicht und ein Impfstoff gefunden werden“.

"Ich war fix und fertig jeden Tag"

Kata Borac in der Rolle als Stationsassistentin

Interview vom 20. August 2020

Kata Borac aus der Hauswirtschaft kommt ursprünglich aus Kroatien, kennt von dort den Krieg und vergleicht das Corona Virus damit

„Mitte März mit Schließung der Einrichtung war es ein Schock für mich“ erzählt Kata Borac (47), die in der Hauswirtschaft im Theresianum beschäftigt ist. Von zwölf Mitarbeitern der Hauswirtschaft wurden drei auf Covid-19 positiv getestet, zwei weitere Mitarbeiter fehlten.
Somit war die Hauswirtschaft ganz weit weg von einem geregelten Ablauf. Unterstützung gab es durch einige Kollegen aus der Betreuung sowie einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, die im April ihre Hilfe anbot.
Die Hauswirtschaft war während der Corona Pandemie weitestgehend ohne Leitung. Die eigentliche Leitung in Elternzeit, die stellv. Leitung mit Verdacht auf Covid 19 in häuslicher Quarantäne.
„In Krisenzeiten funktioniere ich ganz gut“, berichtet Frau Borac, die auch den Krieg in Kroatien miterlebt hatte. Insofern hielt sie die Hauswirtschaft auf Kurs und wechselte täglich zwischen den Arbeitsbereichen in der Wäscherei und auf Station. Auch auf der Isolierstation war sie als Stationsassistenz tätig und berichtete von harter Arbeit in der Schutzkleidung, die weiten Wege zum Speisentransport (aufgrund der geänderten Aufzuganlagennutzung) und das zusätzliche Geschirrspülen auf der Isolierstation, da dieses Geschirr nicht zur Großküche zurückgeführt wurde.

Neben diesen Arbeiten waren die Wäscheberge eine Herausforderung. „Normalerweise waschen wir täglich 8 Maschinen Wäsche, das sind ca. 420 kg Wäsche“ Durch die Umzüge der Bewohner auf die Isolierstation oder in ein anderes Zimmer musste die komplette Wäsche vom Bewohner gewaschen und gebügelt werden. Somit hatte die Wäscherei ca. 12 Maschinen Wäsche täglich zu stemmen. Dazu kommen drei zusätzliche Desinfektionsrunden, bei denen die Aufzüge, Handläufe und Türklinge desinfiziert wurden.

„Natürlich mussten auch durch die 21 Umzüge die Zimmer komplett gereinigt und desinfiziert werden“, das bedeutet pro Zimmer ca. eine Stunde Mehrarbeit“ Durch die viele Sprühdesinfektion bekam Borac Probleme mit den Augen.

„Aber die Stimmung im Team war sehr gut, der Zusammenhalt war prima. Wir haben gemeinsam gegessen, was sonst gar nicht erlaubt ist insbesondere in der Wäscherei“. Der Mittagsverpflegung durch den Freistaat Bayern war sie sehr dankbar, denn am Ende eines 11 Stunden Arbeitstages war „ich nur noch fix und fertig. Ich habe hier gegessen, daheim geduscht und dann ins Bett gefallen“.
Borac, die in Kroatien den Bachelor für Finanzen hat, besuchte seit September 2019 die Hauswirtschaftsschule in Fürstenfeldbruck um den Abschluss Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung zu erlangen. Die Schule war in der Zeit ausgesetzt, Hausaufgaben mussten abends noch erledigt werden. „Ich hoffe den Abschluss im nächsten Jahr zu schaffen“.

„Corona wird schon wie eine Grippewelle in 3-4 Wochen vorbei sein“

Helmut Putzlocher als „Umzugshelfer“

Interview vom 20. August 2020

Haustechniker Helmut Putzlocher über den Abbruch seiner Reha Maßnahme, der Arbeitsgruppe mit dem Katastrophenschutz und die Angst vor einer Ansteckung.

„Ich war auf Reha in Bad Wörishofen und die fiel genau in den Ausbruch von Covid-19 und musste dann auch am 20. März abgebrochen werden“. So schade es für ihn war, so wichtig war ihm auch im Theresianum helfen zu können.
„Natürlich hatte ich anfangs Angst“, Angst sich anzustecken oder seine Angehörigen daheim. Putzlocher (61) betreut auch seinen Vater, der in einem anderen Altenheim lebt, das aber von Covid-19 bisher verschont wurde.

Völlig neu für Putzlocher war die Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz vom Landratsamt Fürstenfeldbruck. Bekannt durch Hochwasserschutz oder Großschadensereignisse hatte „ich zum ersten Mal mit den Leuten zu tun“. Drei Mal war der Katastrophenschutz für 4 Stunden mit je 4 Helfern im Haus und hat unterstützt.
„Die waren sehr kompetent, und vor allem motiviert, als hätten sie das schon öfters gemacht“, resümiert der Hausmeister, der sich auch ehrenamtlich bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert.
Gebildet wurde eine Arbeitsgruppe „Umzug“ zwischen den Mitarbeitern  des Katastrophenschutzes (BRK und THW) und den beiden Hausmeistern und zwei Pflegekräften. Die Arbeitsgruppe hatte 21 Bewohner umgezogen in einen anderen Bereich oder auf die Isolierstation, je nach Ergebnis der Untersuchung.
Ein „Umzug“ eines Bewohners hieß: in Vollmontur, also Schutzbrille, Schutzhaube, Schutzkleidung und Schutzhandschuhen zum Bewohner ins Zimmer zu gehen und ihn auf diese Weise zu bitten umzuziehen.
„Was soll das?“ waren noch die harmlosesten Reaktionen der überwiegend demenziell erkrankten Bewohner berichtet Putzlocher. Manche Senioren mussten umziehen, weil das Zimmer für den Isolationsbereich benötigt wurde. Obwohl sich diese Bewohner nicht krank fühlten, musste der Umzug sein. Den gesamten Besitz des Bewohners einzupacken und im neuen Zimmer wieder auszupacken dauert 1-2 Stunden mit 8 Mann, wohlgemerkt.
„Nach einer Stunde bist du in der Schutzkleidung durchgeschwitzt, und überhaupt ist die Schutzkleidung meist sehr eng, die Schutzbrillen laufen innen an und du siehst nichts mehr“. Dankbar war er über die Mittagsverpflegung und die kostenfreien Getränke. Wasser gibt es für Theresianum Mitarbeiter grundsätzlich gratis, aber in der Zeit halfen auch isotonische Getränke den Haushalt im Körper auszugleichen.

Die Abfallentsorgung ist per se Aufgabe der Hausmeister und dabei fiel ihm auch eine deutlich höhere Müllproduktion (ca. ¼ mehr) auf durch die Plastik Schutzkleidung und die Papier Einmalhandtücher.
Besonders schwierig war und ist es bis heute externe Handwerker ins Haus zu bekommen. Während der Phase der positiven Befunde wurden Handwerker und Wartungen zu einem späteren Zeitpunkt geplant, aber „ca. 25 % der Handwerker kamen auch zu nötigen Arbeiten nicht ins Haus“. Die Koordination war unter diesen Umständen sehr schwierig.

Ab Ende August haben sich die Abläufe wieder normalisiert. Die beiden Haustechniker in Vollzeit und ein Hausmeister auf 450 € Basis arbeiten wieder wie vor der Pandemie und Putzlocher freut sich über die erneute Bewilligung seiner Reha Maßnahme von seiner Krankenkasse.
„Diesmal verläuft meine Reha aber positiv“ lacht der Vater zweier erwachsener Kinder.

 

Arbeitsgruppe "Umzug" mit Pflegekräften, Hausmeistern und dem Katastrophenschutz
TGE - gTrägergesellschaft mbH für die Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser  (Niederbronner Schwestern) X