„Mir war immer klar, dass ich in die Pflege will“ Theresianum Alten- und Pflegeheim

Was sind die schönen Seiten am Pflegeberuf und was genau macht diesen Beruf erstrebenswert und attraktiv? Die Negativschlagzeilen um die Pflegebranche überschlagen sich geradezu, in denen Personalmangel, schlechte Bezahlung oder Systemfehler im Gesundheitssystem angeprangert werden. Trotzdem führen viele beruflich Pflegende ihren Beruf mit Leidenschaft aus und sehen den Beruf teilweise sogar nicht nur als Beruf an, sondern als Berufung.
Im Gespräch mit Pflegefachkraft Veronika Sandmayr.

Man bekommt viel von den Bewohnern zurück

Vroni Sandmayr im Gespräch mit einer Bewohnerin im Gerontobereich, dabei wird diese mit einer Handmassage verwöhnt

Veronika Sandmayr stammt aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Dort machte sie nach der mittleren Reife ihr erstes Schulpraktikum in einem Altenheim. „Mir war immer klar, dass ich in die Pflege will.“ Sandmayr stammt aus einer sozial geprägten Familie. Oma und Mutter arbeiteten in pflegerischen Berufen. „Warum mache ich das? Ich glaube, das ist so ein Standardsatz, den jeder sagt, aber: Um Menschen zu helfen“, sagt die 33 jährige. Von den alten Menschen bekomme man viel zurück. Oft seien das einfache Dinge wie ein Lächeln. „Ich finde es toll, wenn sich ein Bewohner meinen Namen merkt, obwohl er schon leichte Demenz hat.“ Dann wisse sie, dass sie etwas richtig gemacht hat. Veronika Sandmayr strahlt.
Ein Rückblick: Vroni, wie sie im Theresianum genannt wird, war 2006 seit langer Zeit die erste Auszubildende in der Einrichtung. Der Ausbildungsberuf hieß damals noch „Altenpflegerin“, und das Theresianum noch voller Ordensschwestern. Zu den Schwestern hat die bayrische Frohnatur seit jeher eine innige Beziehung. „ich habe total gerne mit den Schwestern gearbeitet, wir haben einen solchen Luxus gehabt“ beschreibt Sandmayr die Arbeitssituation bis 2021.
Von Anfang an arbeitete Vroni im 2. Obergeschoss der Einrichtung, immerhin 15 Jahre und 11 Monate. „Da hab ich mich wohlgefühlt“.

Toilettengänge, Waschen oder bei der Körperpflege zu helfen, seien nur ein Teil ihres Jobs. Man müsse auch für die Bewohner da sein, sie begleiten und ihnen zuhören. „Man erfährt ihre Lebensgeschichten und bekommt einen Einblick in ein anderes Leben. Wir bekommen so viel Liebe und Dankbarkeit von den Bewohnern in diesem Beruf. Sie umarmen einen so oft und bereichern das Leben mit ihrer Art." Gewiss gebe es auch unter den Senioren ein paar Zicken, aber hauptsächlich seien die alten Menschen um sie herum wundervoll und dankbar, wenn man sich gut um sie kümmert. "Viele Alte nennen diesen Ort ihr Zuhause und uns Pfleger ihre Familie – das macht dieser Job für mich aus."

Umgang mit dem Tod muss gelernt werden

Zwar gelte es immer das richtige Maß an Nähe und Distanz zu finden. „Aber es entstehen auch über Generationen hinweg Freundschaften.“ Zwangsläufig müsse man daher in jungen Jahren lernen, mit dem Tod klarzukommen und auch für sterbende Menschen da sein zu können. „Die Ordensschwestern haben das Abschied nehmen ritualisiert“, sagt die staatlich geprüfte Altenpflegerin. Mittlerweile begleitet sie den Sterbenden gerne, weil der Tod einfach dazugehört. „Manche Bewohner geben einem auch das Gefühl, dass der Tod nichts Schlimmes ist und zum Leben dazu gehört.“ Das bedeute aber nicht, dass sie der Tod eines Bewohners nicht berührt. Zum Abschied nehmen gehört auch den Verstorbenen ordentlich herzurichten, etwas schönes Anzuziehen. Langärmlich, denn das war den Schwestern immer sehr wichtig. Und am Ende werden die Hände gekreuzigt und Rosenblätter drum herum gestreut.


Empathie ist das Wichtigste


Empathie sei in ihrem Job das Wichtigste, ist Sandmayr überzeugt. Man müsse sich in die Bewohner hineinfühlen und Dinge nachvollziehen können. Auch Flexibilität sei wichtig. Dabei gehe es weniger um die Arbeitszeiten und das Schichtsystem, vielmehr um den Umgang mit den alten Menschen. „Gerade Demenzkranke sind heute vielleicht glücklich und freundlich, morgen depressiv verstimmt – da muss ich umschwenken können.“ Und letztlich gehöre auch Belastbarkeit dazu.
Wenn die Altenpflege Schlagzeilen macht, sind die meist negativ. Von Arbeitsüberlastung, Schicht- und Wochenenddienst, nicht planbarer Freizeit und frühzeitigem Ausstieg aus dem Job sowie geringer Bezahlung ist oft die Rede. Der Beruf sei anstrengend, viel Arbeit, sagt auch Sandmayr. Manchmal laufe man schon auf dem Zahnfleisch. Beschönigen wolle sie da nichts. „Der Pflegeschlüssel ist einfach zu schwach – zu wenige Mitarbeiter für zu viele Heimbewohner.“ Über einen Ausstieg habe sie aber nie nachgedacht. Und auch mit dem Finanziellen sei sie zufrieden. Die Vergütung liege deutlich über dem, was in anderen Branchen gezahlt werde.

Pflege funktioniert nur im Team. Sandmayr im Kreis ihrer ehemaligen Kolleginnen aus dem 2. Obergeschoss im Pflegeheim Theresianum

Klare Empfehlung für die Ausbildung

Bewohnerin Frau Katharina Koch (86) genießt die Zeit mit Vroni Sandmayr

Würde sie die Ausbildung empfehlen? „Auf jeden Fall. Wenn junge mit alten Menschen arbeiten, kann man unglaublich viel voneinander lernen und Lebenserfahrung sammeln.“ Es gehe auch um das Fachwissen über medizinische Versorgung, Medikamente und Krankheitsbilder. „Das sind Dinge, die vielleicht auch in der eigenen Familie wichtig werden können.“

„Die Pflege ist mein Traumjob, das ist immer noch so und das werde ich auch in zwanzig Jahren noch sagen.


Seit zwei Monaten arbeitet Sandmayr als Wohnbereichsleitung im gerontopsychiatrischen Bereich im Theresianum. Noch während der Corona Pandemie hatte sie sich zur Weiterbildung entschieden, nachdem sie 2014 bereits die Fortbildung zur Gerontofachkraft absolviert hatte.
„Pflege ist keine Einbahnstraße – wer gewillt ist und entsprechendes Interesse mitbringt, bekommt in der Pflege zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten geboten“

Eine Anekdote

Von einer ganz besonderen Begegnung erzählt die musikalische junge Frau, die sich in ihrer Freizeit gerne handwerklich beschäftigt:
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich meine Bewerbung zur Ausbildung Altenpflegerin im Theresianum abgab. Damals machte man das noch persönlich und an der Pforte saß Schwester Helmine, die vielen Bruckern noch gekannt ist.
„Was, Sie wollen hier anfangen?“ fragte die kleine Schwester, „möchten Sie nicht den Orden der Schwestern vom göttlichen Erlöser beitreten?“.

Veronika Sandmayr arbeitet seit 2006 im Theresianum, ist verheiratet und im Haus beliebt. „Altenpflege ist mein Traumjob“ fasst sie zusammen.

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