162 Jahre im Dienst der Nächsten Theresianum Alten- und Pflegeheim

162 Jahre im Dienst der Nächsten

Vor 162 Jahren begannen die Niederbronner Schwestern ihr Wirken in Fürstenfeldbruck. In drei Gemeinschaften haben insgesamt 427 Schwestern gelebt und gewirkt, in der Alten- und Krankenpflege, im Kindergarten und der Hauswirtschaftsschule. Im Jahr 2021 verabschieden sich die Schwestern vom göttlichen Erlöser aus dem Theresianum und aus Bruck.

Die letzten vier Ordensfrauen, die noch im Seniorenheim an der Kirchstraße tätig sind, sitzen auf gepackten Koffern. „Es ist schwer, eine 162-jährige Tradition beenden zu müssen“, bedauert Oberin Schwester Klara. „Generationen von Schwestern lebten und arbeiteten hier im Theresianum. Sie gehörten zum Stadtbild.“ In der Tat traf man in Fürstenfeldbruck beim Spaziergang, im Gottesdienst oder beim Einkaufen eine der Niederbronner Schwestern. 

Niederbronner Schwester in der ambulanten Pflege

1859 beginnt eine Ära

Dass sie im Jahr 1859 nach Bruck kamen, ist dem damaligen Bürgermeister Johann Baptist Miller und Pfarrer Gunzlmann zu verdanken.

Denn damals wirkten die Schwestern bereits im Vincentinum in München. Durch das Engagement der beiden kam Oberin Maria Stanislaus mit zwei Schwestern 1859 ins Krankenhaus an der Josefspitalstraße.  Die beiden übernahmen die Pflege im Brucker Krankenhaus. Sie waren zugleich auch noch in der Hauskrankenpflege tätig.  In der Kirchstraße, an der Stelle des heutigen Theresianums entstand in den Zwanzigerjahren durch Um- und Ausbau eines alten Stadels Wohnraum für die Kommunität der Niederbronner Schwestern samt Jugendheim. Der 1932 fertig gestellt Neubau wurde nach der heiligen Theresia von Avila benannt – als Theresianum. Es gab den Niederbronner Schwestern Wohnung und war zugleich ein Alters- und Ledigenheim sowie eine Schule für Hauswirtschaft und ambulante Krankenpflege. Bis 1979 war zeitweilig auch ein Kindergarten untergebracht. 1979 wurde mit der Fertigstellung des Westflügels des Theresianums zum heutigen Alten- und Pflegeheim erweitert.

2019 wurde das große Jubiläum gefeiert: 160 Jahre im Dienst der Nächsten. Die Feier stand unter dem Motto „Mut – Ausdauer – Tatkraft“. Ausdauer bewiesen die Schwestern auch während der Corona-Pandemie 2020/2021, welche die Einrichtung vor ungeahnte Herausforderungen und Veränderungen stellte.

Veränderungen und die gesamte personelle Situation innerhalb der Provinz lassen keine Aussicht für ein Weitergehen der Gemeinschaft erkennen.

Mit dem Einverständnis der Generalleitung hat der Provinzrat die Entscheidung getroffen, auch die letzte Gemeinschaft in Fürstenfeldbruck aufzulösen.  Zum ökumenischen Verabschiedungsgottesdient am 23. Juni 2021 im Garten der Einrichtung waren neben 150 BewohnerInnen und Personal Provinzoberin Sr. Barbara Geißinger und Oberbürgermeister Erich Raff geladen.

1959 bei einer Profess vor der Klinik Fürstenfeldbruck

Verabschiedungsfeier am 23.06.2021

Oberbürgermeister Erich Raff überreichte den Schwestern zum Abschied einen Korb mit regionalen und Brucker Leckereien.

OB Raff blickt mit großer Dankbarkeit an die vergangenen Jahrzehnte auf das von den Schwestern Geleistete zurück. „Eine städtische Gesellschaft funktioniert nur mit Einrichtungen der sozialen Fürsorge - uns verbindet eine 162 Jahre währende Geschichte in Fürstenfeldbruck!“ sagt er in seiner Ansprache. „Sie haben in Fürstenfeldbruck Unglaubliches geleistet, errichteten auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit in Deutschland im Jahre 1932 das Theresianum“. 

„Danke für alles, was Sie geleistet haben, danke für Ihre Mildtätigkeit und die Wahrung der christlichen und menschlichen Werte!“

In der Chronik vom Theresianum ist nachzulesen, dass bei der Ankunft der Niederbronner Schwestern in Fürstenfeldbruck im Jahr 1859 sie von der Brucker Bevölkerung eines erhalten haben: Viele Lebensmittel!

Damit sich dieser Kreis schließt, griff OB Raff diese Geste nach 162 Jahren noch einmal auf und überreichte den Schwestern zum Abschied einen Korb mit regionalen und Brucker Leckereien.

geistliche Atmosphäre im Haus ist spürbar

Provinzoberin Sr. Barbara Geißinger

Provinzoberin Sr. Barbara Geißinger berichtete von einem etwas holprigen Start im Jahr 1859 weil zunächst das Ordinariat skeptisch war, ob sich diese in und für Frankreich gebildeten Schwestern auch für die verschiedenen altbayrischen Zustände eignen würden.

„Den Schwestern im Theresianum war es immer ein Anliegen, dass die geistliche Atmosphäre im Haus für die BewohnerInnen spürbar ist und diese ihren Glauben leben konnten. Unzähligen Sterbenden sind die Schwestern und MitarbeiterIinnen beigestanden.“ Sie erlebe sehr stark, dass diese Haltung, die Werte und Kultur in der Einrichtung von vielen MitarbeiterInnen mitgetragen und gelebt wird.  

Das Haus bleibt in der Trägerschaft TGE - gTrägergesellschaft mbH für die Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern). Die Kongregation der Schwestern vom göttlichen Erlöser hat derzeit weltweit rund 1.000 Mitglieder.

Ausrichtung nach den Grundsätzen der Ordensgründerin

Ordensgründerin, Mutter Alfons Maria Eppinger wurde 2019 selig gesprochen

Auch ohne Niederbronner Schwestern im Haus wird deren Leitbild weiterhin die Arbeit im Theresianum bestimmen. Es ist nach den Grundsätzen der Ordensgründerin, Mutter Alfons Maria Eppinger ausgerichtet, die für eine ganzheitliche Pflege und Betreuung alter und kranker Menschen eintrat. 

Im Herzen und Gebet immer Teil des Theresianums

zum Abschied gab es für jede Schwester einen persönlichen Bildband

Dies bekräftigte auch Geschäftsführer Armin Seefried bei seinen Abschiedsworten. Er bewundert den Mut für immer neue Tätigkeitsfelder der Schwestern zum Wohle der Menschen. „Wir schätzen, was sie für uns im Theresianum und die Menschen leisteten“. Für Seefried, der selbst 21 Jahre im Theresianum tätig ist, überwiegt die Freude über die gemeinsame Zeit, dass viele durch die Schwestern gelernte, das ihm hilft, das MEHR zu sehen, d.h. die Ganzheitlichkeit und Einmaligkeit jedes Menschen. Er wünschte Schwester Gottfriede Thamm (82), Schwester Erna Maria Zitzler (83) und Schwester Irmengard Hibler (86) ein gutes Einfinden in den neuen Gemeinschaften im  Kloster St. Josef in Neumarkt in der Oberpfalz, sowie Schwester Klara Sexlinger (59) im Kloster und Pflegeheim St. Barbara, Österreich.

„Im Herzen und Gebet bleiben sie immer ein Teil des Theresianums“

162 Luftballons

Viel Herzblut bewiesen auch die MitarbeiterInnen im Theresianum, die am Ende der Feier 162 Luftballons in den Himmel über Bruck aufsteigen liesen -  einen für jedes Jahr der langen Tradition.  Spätestens an dieser Stelle der Verabschiedung kullerten Tränen über die Gesichter, sowohl bei BewohnerInnen als auch bei den Schwestern.  

Rosmarie Rhein aus der Verwaltung, die bereits seit 20 Jahren für das Theresianum tätig ist und vom Beschäftigungsbeginn an das viel umfassende Wirken der Niederbronner Schwestern miterlebt hat, hat  am Abschiedsgottesdienst mit großer Wehmut teilgenommen. „Es wird ein melancholisches Gefühl sein, in Zukunft durch die Einrichtung zu gehen und keiner Ordensschwester zu begegnen“

„Es wird anders weitergehen“, sagt Oberin Schwester Klara. „Aber es wird gut und im Sinne der Niederbronner Schwestern weitergehen.“

Die letzten Niederbronner Schwestern in Bruck: Die Schwestern (vorne v.l.) Irmengard Hibler, Gottfriede Thamm, Erna-Maria Zitzler und Oberin Klara Sexlinger (stehend)

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